Die moderne deutsche Sprache mit ihren Sprichwörtern und Redensarten wurde besonders durch den Druck religiöser und pragmatischer Schriften im 16. Und 17. Jahrhundert geprägt. Eine Hochzeit erlebten die Druckwerke ausgerechnet zu der Zeit, als wieder einmal klösterliche und fürstliche Bibliotheken brannten: zur Zeit der Bauernkriege und im Dreißigjährigen Krieg. Vor den Dreißigjährigen Krieg konkurrierten die beiden Produktionsweisen zu einem konstruktiven Wettbewerb. Dieser führte trotz der Bauernkriege zu einer enormen Produktionsmenge an Literatur, welche erst wieder Ende des 18. Jahrhunderts erreicht wurde. Während in den Bauern- und damit verbundenen Kriegen regional Klöster geplündert wurden, litten die Klöster im Dreißigjähren Krieg landesweite enorm, die Werkstätten brannten oder waren verwaist, die alten Handschriften wurden vernichtet. Somit überflügelten die Druckereien die klösterlichen Buchwerkstätten hinsichtlich Produktionsmenge um Vielfaches (ermittelbar aus den Messeverzeichnissen der Frankfurter und Leipziger Messen).

Das moderne Deutsch wurde somit maßgeblich in Kriegszeiten geprägt. In einer Zeit, als jeder Bürger einer Stadt verpflichtet war, sich an Fecht- und später Schießübungen zu beteiligen. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Menge der Fechthandschriften aus dieser Zeit beeindruckende Zahlen erzielte. Doch man muss nicht in Fechthandschriften schauen, um Fechtbegriffe, ja sogar Gefechtsbeschreibungen zu finden. Selbst an Orten an denen höchsten bildhaft zur Waffe gegriffen wurde. So greif Luther mehrfach in seinen Werken das Bild der Fechtschule auf. Seine Widersacher sind ebenso nicht zimperlich. Gerne warfen sie sich in ihren Schriften gegenseitig das „Spiegelfechten“ vor und drohten mit scharfen Worten ihre Gefechte auszutragen.

Eine Kultur erhält durch die Sprache ihr Fundament. Auch wenn es sicherlich weit gegriffen sein mag, der deutschen Kultur eine martialische Basis zu unterstellen, so können wir nicht umhin festzustellen, dass unsere Sprache durch das Fechten maßgeblich beeinflusst wurde. Auch heute sprechen wir noch „fechtdeutsch“ in unseren Redensarten und Sprichwörtern. In der folgenden Aufzählung von über 100 Beispielen haben wir nur einen winzigen Ausschnitt zusammengestellt. Wir finden für manche Redensart auch andere etymologische Herleitungen. Diese mögen ebenfalls plausibel sein. Die hier genannten sind in dieser Form in der Fechtliteratur nachweisbar. Das bedeutet nicht, dass sie nicht ebenfalls an anderer Stelle mit anderer Bedeutung ebenfalls nachweisbar wären. Unsere Sprache ist vielfältig und es geht uns nicht um Exklusivität, die aufgrund der eher dürftigen mittelalterlichen Quellenlage unsinnig wäre. Wir wollen mit dieser doch deutlichen Menge klar machen, dass die deutsche Sprache massiv durch die Fechtsprache geprägt wurde.

  • „Schneid haben“ oder umgekehrt „Jemanden den Schneid nehmen“
    Der Gegner bedroht nicht mit dem Ort (der Spitze) der Klinge im Stich, sondern versucht mit der Schneide Druck aufzubauen. Möglicherweise versucht er auch mit der Technik „Abschneiden“ seine Klinge wirkungsvoll einzubringen. Man sagt „Er hat Schneid“. Diese Bedrohung wird ihm durch ein gutes Absetzen genommen, so dass er ins Nachteil gerät.
  • „Jemandem überlegen oder unterlegen sein“
    Wenn eine Klinge über der anderen liegt, so kann die unterlegene Klinge keine Bedrohung zum Gesicht oder Körper aufbauen. Dies ist so entscheidend, dass man oft versucht schon den höheren Leger (Hut/Wacht) als Ausgangsposition zu haben.
  • „die Überhand haben“
    Hat man die höhere Hand, so hat man einen Vorteil gewonnen und wird vermutlich überlegen sein. Daher ist es wichtig, möglichst früh die Überhand zu gewinnen.
  • „Ein Spießbürger sein“
    Die Bürgerrechte des Mittelalters und der Renaissance wurden mit der Wehrhaftigkeit der Stadtbewohner erkauft. Ein Bürger war verpflichtet abhängig seines gewünschten Status, sich Rüstung und Bewaffnung zu zulegen. Je höher seine Rechte sein sollten, desto größer waren seine Verpflichtungen. Die einfachen Spießbürger waren oft mit dem nötigsten ausgerüstet, um die Bedingungen zu erfüllen, die vollen Stadtrechte zu haben. Daher erhielt der Begriff schon früh einen negativen Beigeschmack. Heute ist nur noch die abwertende Bedeutung des Begriffs erhalten.
  • „Sein Spießgeselle“
    Bezeichnete ursprünglich einen Waffengefährten. Ab dem 17. Jhd. wurden die Ausdrücke zunehmend als Schmähworte für Mittäter eines Verbrechens verwendet.
  • „Den Spieß umdrehen“
    Was in der Küche eine gute Sache ist, kann im Kampf sehr einseitig sein. Kann man einem Gegner den Spieß entwenden und ihn gegen ihn drehen, so hat man aus einem Nachteil einen Vorteil gemacht.
  • „Etwas ausfechten“
    Konnte ein Umstand vor Gericht durch Fakten nicht eindeutig geklärt werden, konnte es zu einem Gottesurteil / Kampfordal kommen. Aus “Ordal” entwickelt sich das heutige Wort “Urteil”. Der Zweikampf war ein Ausfechten der Wahrheit.
  • „Mit jemanden einen Strauß ausfechten“
    Ist in einem Streit ein Siegerkranz (Strauß) zu gewinnen, dann geht man mit Siegeswillen (ebenfalls ein Alltagsausdruck aus dem Kampf) in den Streit. Der Siegerkranz spricht jedoch für die mildere Version des Ausfechtens. Er war oft (neben dem Geld) das Siegeszeichen eines Fechtturniers. Hier ging es also nicht um ein Kampf auf Leben und Tod wie im Gerichtlichen Zweikampf.
  • „Etwas ist hieb- und stichfest“
    Ein Fechter hat eine solch gute Position eingenommen, dass er weder durch Hieb, noch durch Stich direkt angegriffen werden kann.
  • „Einen Vorschlag machen“
    Der Ausdruck des Vorschlages kommt aus der Schmiedekunst, wurde aber durch das Fechten in die Alltagssprache gebracht. Ein Fechter schlägt in den Raum zwischen den Kämpfenden. Damit hat er vor dem Gegner in den Raum geschlagen. Der Gegner ist gezwungen zu reagieren, da der Fechter ansonsten mit dem Nachschlag einen Angriff erfolgreich vorbringen wird.
  • „Jemanden in die Parade fahren“
    Ein Fechter ist auf dem Weg einen Hieb oder Stich zu parieren. Doch nun bringt der Gegner die Stärke seiner Waffe ein, indem er mit dieser über die Klinge des Gegners fährt. Damit wird die Parade zunichte gemacht.
  • „Jemanden in die Schranken weisen“
    Wenn jemand etwas begehrt, das nicht seines sein soll; oder jemand etwas Unwahres behauptet; so kann man ihn zum Zweikampf fordern. Dieser gerichtliche Zweikampf fand unter Aufsicht in einem umschrankten Platz statt.
  • „für jemanden eintreten“, „jemanden vertreten“ oder „für jemanden in die Schranken treten“
    Die Redewendung bedeutet jemandem in einem Ordal (Gottesurteil durch Zweikampf) beizustehen, indem man für ihn an diesem Zweikampf teilnahm. Körperlich Kampfunfähige konnten einen Vertreter für ihren Kampf in den Schranken benennen, der sie im Zweikampf vertrat.
  • „Jemanden versetzen“
    Ein Fechter bewegt seine eigene Klinge so, dass die Bewegungsrichtung der gegnerischen Klinge verändert wird. Damit kann der Gegner den Fechter nicht mehr treffen.
  • „Ortsveränderung“
    Der Fechter verändert die Position seiner Klinge absichtlich, um eine besser Position zu erzielen. Der Ort kann jedoch auch durch den Gegner verändert werden, um zu versetzen, also zu verhindern, dass der Fechter ihn trifft.
  • „Versatzstücke“
    Die Technik des Versetzens (also das Nicht-Treffen-Lassen durch die Ortsveränderung der gegnerischen Klinge) wird intensiv in Stücken geübt. Doch dieses „Stückwerk“ ist nicht vollständig, ohne den darauf folgenden Angriff des Fechters. Denn wer immer nur versetzt, wird irgendwann überwunden.
  • „Sich das Heft aus der Hand nehmen lassen“ oder umgekehrt „fest in der Hand halten“
    Das Heft ist der Griff einer Waffe. Einige Techniken im Schwertkampf sind darauf ausgerichtet, den Gegner zu entwaffnen (Schwertnehmen).
  • „Sich eine Blöße geben“
    Ein Fechter zielt nach den ungeschützten Stellen des Gegners (Blößen) um ihn dort zu verwunden. Um seine Blößen zu schützen sollte man daher “auf der Hut sein”. Von mhd. “blōz” Nackt, Unbewaffnet.  Gibt der Fechter eine Blöße, zeigt er unbeabsichtigt oder in der Absicht der Täuschung dem Gegner einen schlecht geschützten Teil des eigenen Körpers.
  • „Jemandem Beifall zollen“
    Steht ursprünglich für physische Hilfestellung im Kampf und die Parteiergreifung für jemanden. Die Wortbedeutung hat sich heutzutage auf Anerkennung und Händeklatschen reduziert.
  • „Jemanden im Stich lassen“
    Wenn ein Knappe seinem verwundeten Herrn im Kampf keine Hilfestellung (Beifall) zukommen ließ, lieferte er diesen wortwörtlich dem Todesstoß (mit dem Dolch) des Feindes aus.
  • „Gnadenstoß“
    Ein Fechter ist kampfunfähig im Zweikampf und müsste vom Kampffeld eine Abfuhr erteilt bekommen. Doch dann würde er zumeist gehängt oder schlimmeres. Denn er hatte ja den Zweikampf verloren und war schuldig. Um dem Gegner diese Schande zu ersparen, nahm der Fechter den Dolch und versetzte dem besiegten Gegner den Gnadenstoß. Dies war also wirklich ein Zeichen von Begnadigung. Denn damit entging der Gegner der Verurteilung.
  • „Kein Aufhebens machen“
    Vor einem Zweikampf im Ernst oder auf der Fechtschule wurden zuweil die benutzen Waffen zum Längenvergleich für die Zuschauer auf den Boden abgelegt und erst vor dem eigentlichen Kampf wieder aufgehoben. Entfiel dieses Ritual, machte man “kein Aufhebens”. Eine andere Auslegung des Begriffes stammt von der Fechtschule. Hier wurden oft alle Waffen auf den Boden gelegt. Nun konnte man als Herausforderer des Fechtmeisters neben die Klinge seine Münze legen und diese Aufheben. Man machte also eine Aufheben, um den Meister herauszufordern.
  • „Unter der Fuchtel stehen“
    Als Fuchtel wird ein ermahnender Hieb mit der Flachseite der Klinge durch den Fechtlehrer im Lektionieren bezeichnet. Wer unter der Fuchtel steht, der wird gerade durch den Fechtmeister so „richtig rangenommen“ (ein Ausdruck aus dem Ringen für einen engen schmerzhaften Griff).
  • „herumfuchteln“
    Dieses dem “Fechten” direkt verwandte Wort bezeichnet entweder die unsachgemäße, wilde Handhabung einer Waffe. Hier versucht ein schlechter Fechter sich als Fechtmeister aufzuspielen und scheitert kläglich.„etwas anfechten“
    Der Fechter glaubt nicht, dass der Gegner es ernst meint. Daher schlägt er probeweise einen Hieb oder lockt mit einer Beinbewegung den Gegner aus der Reserve. Durch das Anfechten testet man seinen Gegner und schaut auf seine Reaktion. Reagiert er unglücklich, sorgt das Anfechten für eine Möglichkeit eines erfolgreichen Angriffs.
  • „Aus der Reserve locken“
    Die Reserve ist der französische Ausdruck für „Vorbehalt“, welcher wiederum das Verhalten eines Fechters bezeichnet, der das „Vor“ für sich behalten will.  Ein solcher Fechter hält sich zurück und lauert auf die Bewegung des Gegners. Sobald dieser sich bewegt, legt dieser seinen Vorbehalt ein und kontert ihn. Einen solchen Fechter sollte man aus der Reserve locken.
  • „ein stichhaltiges Argument“
    Ein Fechter bringt seinen Ort (Spitze) immer wieder vor den Gegner, so dass dieser nachgeben und sich zurückziehen muss.
  • „jemanden bestechen“
    Ein Fechter bringt seinen Gegner mit Stichen dazu, eine Bewegung zu machen, die dieser eigentlich nicht machen sollte. Dadurch ergibt sich für den Fechter ein Vorteil.
  • „das haben wir in allen Varianten durchgespielt“
    Das Klingenspiel ist die Übung des Fechtens. Wenn eine Technik ausgiebig geübt und von allen Seiten betrachtet wird, dann ist sie durchgespielt.
  • „Ein einschneidendes Erlebnis“
    Ein Fechter wird in einem Zweikampf verletzt, überlebt jedoch. Die Traumatisierung durch die Verwundung wird in diesem Spruch ausgedrückt.
  • „Schirmherr“
    Der Schirmherr ist der Fechtmeister, das Oberhaupt der Gemeinschaft. Das Wort geht auf den alten Ausdruck „Schirmer“ („Schermer“) für Fechter und Fechtmeister zurück. Das althochdeutsche Wort “scirm” bezeichnet ursprünglich den Fell- oder Leder-überzogenen Schild eines Kriegers. Als dieser im späten Mittelalter durch die Entwicklung der Plattnerkunst zunehmend an Bedeutung verlor, und man daran ging sich mit beidhändig geführten Schwertern gegen Haue der Feinde zu “schirmen”, bezeichnete man die Lehrmeister dieser weiterentwickelten Schwertkunst als “Schirmmeister” oder verwendete das heute noch für Verantwortungsträger gebräuchliche Wort “Schirmherr”.
  • „Jemanden abschirmen“
    Der Fechter schützt mit seiner „Schermkunst“ (Fechtkunst) eine Person. Die Meister des Schwertes übernahmen oft Leibwächterdienste und wurden im Heerzug für die Schutz der Fahne herangezogen.
  • „Jemanden um die Ecke bringen“
    Ein Fechter tötet seinen Gegner in einem Hieb. Das Fechten unterscheidet das Hacken und das Schneiden. Die Ecke ist in diesem Ausdruck die wie eine Hacke geführte Schneide der Waffe.
  • „Jemanden über die Klinge springen lassen“
    Springt der Gegner, so ist er leicht zu treffen, da er im Sprung die Richtung nicht ändern kann. Ein Sprung ist somit ein Risiko, dass man nur eingehen sollte, sofern man genau weiß was man tut. Der Fechter hier spricht abwertend von seinem besiegten Gegner. Denn dieser hat schlecht gefochten.
  • „Mit jemanden Anbandeln“
    Ein Fechter geht mit seiner Klinge in die Bindung der gegnerischen Klinge. Es ist noch nicht klar und deutlich, was sich daraus ergeben wird. Der Ausdruck ist auch im zivilen als Anfang einer Beziehung herleitbar.
  • „Auf der Hut sein“ oder „auf der Wacht sein“
    Der Fechter bring sich in eine Grundstellung (Hut oder Wacht), aus der er sich verteidigen oder angreifen kann. Man “behütet” quasi seine Blößen. Von mhd. “huote” Bewachung, Obhut, Wächter.
  • „Sich (oder etwas) verhauen“
    Ein Schlag oder Hieb beim Fechten (Hau) geht ins Leere. Eine im Kampf sehr gefährliche Situation, die leicht zur Niederlage führen kann, da man so für kurze Zeit den Gegner nicht bedrohen kann und eventuell seinen Angriffen schutzlos ausgeliefert ist. Von mhd. “houwen” Schlagen, Bearbeiten, Hacken.
  • „Herumalbern“ oder „albern sein“
    In der Hut “Alber” stehen, und so (scheinbar ungeschützt) Angriffen ausgeliefert zu sein. Von mhd. “alwære” Freundlich, Einfältig, und auch von „albar“ nackt.
  • „Einen in der Kron(e) haben“
    Bei der “Kron” handelt es sich um eine Hut, die den Kopf des Fechters schützen sollte. Gelange dem Gegner mit einem Schlag durch die Krone zu brechen, so wurde der Fechter meist hart am Schädeldach getroffen. Diese folgende Benommenheit bis zur Ohnmacht war der Trunkenheit nicht unähnlich.
  • „Vor Ort sein“
    Abseits der heute gebräuchlichen topografischen Phrase, bedeutete die Redewendung ursprünglich vom Ort (der Klingenspitze) des gegnerischen Schwerts bedroht zu werden. Ist ein Fechter vor Ort, muss er „auf Zack sein“ (seine Waffe oder seinen Schild schnell vor sich zucken. Das „zacken“ steht im Gegensatz zum „zicken“, welches ein Zurückziehen ist aber vermutlich aus der Tierhaltung stammt und eine störrische Zicke meint).
  • „Fechten gehen“
    In Friedenszeiten versuchten arbeitslose Kriegsknechte mit Schaukämpfen und Schwertkampf-Vorführungen zu Geld zu gelangen. Da auch zunehmend Unkundige versuchten sich so ein Zubrot zu verdienen, wurde “Fechten gehen” im süddeutschen Raum zum Synonym für betteln und hausieren. Fechten kommt von mhd. “vehten” Kämpfen, Zausen, Raufen, und besitzt keine Exklusivität für den Schwertkampf (vgl. engl. “to fight”).
  • „Jemanden die Stange halten“
    Beim Zweikampf stand (laut Sachsenspiegel) jedem Kontrahenten ein Sekundant oder Knappe zu Gebote, der mit einer Stange, die er, wenn sein Schützling zu Boden ging, über diesen hielt, um den Opponenten an einem Nachsetzen und Töten desselben zu hindern. Dieser musste einhalten, doch soll es vorgekommen sein, dass er unerlaubter Weise “über die Stange schlug” und den Verlierer noch weiter verwundete oder tötete. Das heute verbreitetere “über die Stränge schlagen” wird etymologisch eher mit Zaumzeug und ungestümen Pferden in Verbindung gebracht.
  • „Sich die Sporen verdienen“
    Erst nach der vollständigen Ausbildung in den ritterlichen Kampfkünsten, konnte ein Knappe die Schwertleite empfangen und sich so seine Sporen verdienen (vgl. Ritter -> Reiter).
  • „Auf dem hohen Ross sitzen“
    Beim spätmittelalterlichen Turnier galten die Ritter mit den größten Pferden als die wichtigsten. Manche sollen da mit hohen Sätteln nachgeholfen haben, um auf die anderen herabsehen zu können. Ob die Reithöhe beim Tjosten ausschlaggebend für den Sieg war, ist meines Wissens nicht überliefert.
  • „Eine Lanze brechen“
    Diese Phrase hat sich bis heute aus dem Turnier-Jargon erhalten, und bedeutet für etwas zu kämpfen oder einzustehen.
  • „Sattelfest sein“ oder „fest im Sattel sitzen“
    Eine weitere überdauerte Turnier-Phrase aus dem Tjosten, die jemanden bezeichnet, der wegen seiner kämpferischen Kompetenz nur schwer mit einer Lanze aus dem Sattel gehoben werden konnte.
  • „Sich aus dem Staub machen“
    Fiel ein Tjostier vom Ross, so wirbelte er den feinen Sand, mit dem der Turnierplatz ausgelegt war, zu einer Staubwolke auf. Um des Kontrahenten wieder ansichtig zu werden musste er sich aus dieser Wolke begeben um weiterkämpfen zu können. Einige Schwergestürzte verließen den Kampfplatz komplett um einem weiteren Anritt des Gegner zu entkommen, was im Laufe der Zeit als sich “aus dem Staub machen” (fliehen) bezeichnet wurde.
  • „Aus dem Stegreif“
    Der Stegreif bezeichnet den Steigbügel beim Pferd. Das Fechten fand im Mittelalter mit Druck auf den Steigbügeln, also stehend statt. Dies diente zur Beweglichkeit des Körpers auf dem Pferd. War jemand im Stehgreif, so war er sofort zu fechten bereit. Er konnte aus dem Stegreif mit Kämpfen beginnen.
  • „Von der Pike auf“
    Ob ihrer leichten Handhabung lernten Knappen traditioneller Weise zuerst dem Umgang mit dem Speer (Glefe, Pike, Spieß), bevor sie sich anspruchsvollerem Waffenhandwerk (Ringen, Schwert, Degen) zuwendeten.
  • „Etwas im Schilde führen“
    Trägt der Fechter (wie bei Hans Talhoffer in seinem Münchner Codex) einen Dolch in der Hand, die den Schild trägt, so führt er eine weitere Waffe dort. Der Buckler in dem Manuskript ist recht klein, doch ein größerer Schild würde den Dolch verbergen. Es wäre nicht klar, was der Fechter im Schilde führen würde.
    Eine weitere Herleitung ergibt sich aus der Heraldik im Turnier, in welchem Adlige ein so genanntes Schmähwappen im Schild führten.
  • „Jemanden Überwinden“
    Wird der eigene Angriff blockiert, muss der Fechter seine Klinge um dieses Hindernis herum winden. Dies geschieht in einer Bewegung, die dem Winden eines Bandes um einen Ast ähnelt. Nur dass hier die Klinge um die gegnerische herum gewunden wird, damit der Ort der Klinge in Richtung des Gegners zeigt.
  • „Spiegelfechterei“
    Eine abschätzige Bemerkung, die auf eine tatsächliche Trainingsmethode (ähnlich dem Schattenboxen) im Schwertkampf zurückgeht, mit der man Bewegungs- und Denkabläufe verbessern kann. Es bezeichnet einen Scheinkampf, bei dem man weder eine ernstzunehmende Gefahr darstellt, noch einer ausgesetzt ist.
  • „Rüstig sein“ oder „Entrüstet sein“
    Von mittelhochdeutsch “hrust” Rüstung, Ausrüstung, Waffe, Bereitmachen, Schmuck. Während “rüstig” mit der Kraft, Bereitschaft und Überlegenheit, die man genießt, wenn man mit Schutz- und Trutzwaffen gerüstet ist, gleichgesetzt wird, bezeichnet die “Entrüstung” Unwillen, Zorn und Aufgebrachtheit. Wer im Zorn gedankenlos agiert, ist nicht klaren Geistes für den Kampf und somit „entrüstet“, ungeschützt.
  • „Ein schneidiger Typ“
    Das Fechten der Kavallerie orientierte sich auch im 18. Jahrhundert durch den Säbel noch an der Schneide. Die galanten Offiziere führten im süddeutschen Mundarten zu dem Ausdruck “ein schneidiger Kerl”.
  • „wehrhaft sein“
    Ein Fechter ist wehrhaft, wenn er seine Wehr also seine Waffe bei sich führt. Die Wehr also am Gürtel anhaftet. Es ist die Bereitschaft zu kämpfen, ohne dass man schon im Kampf ist, die mit diesem Wort ausgedrückt wird.
  • „Ein Satz warme Ohren“
    Ein jugendlicher Fechter übt mit dem ledernen Dussaken (ein einfaches aber langes Hiebmesser mit einem Handschutz). Ist seine Abwehr schlecht, so wurde er mit der Flachseite des Dussaken auf die Ohren geschlagen. Denn das Leder bog sich weit genug herum. Diese Erziehungsmaßnahme, die eigene Verteidigung sauber zu machen, kennen wir heute nur noch als ein Satz Ohrfeigen.
  • „Das Zwerchfell“ und „der Zwerg“
    Das mhd. Wort “twerch” für schräg, verkehrt, quer, ist heute noch in der Bezeichnung für die Trennwand zwischen Brust- und Bauchraum vertreten. In der Fechtkunst bezeichnet das Wort einen horizontalen Hau, den Zwerch-Hau. Auch wenn er heute nur noch im Langen Schwert maßgeblich auf der Kopfhöhe gelehrt ist (was dem Hauptziel im Schulfechten entspricht). Aber wir kennen wir nur noch den Zwerg. Dieser ist gerade so hoch wie das eigene Zwerchfell.
  • „Auf Anhieb gelingen“
    Wenn ein Fechter mit dem Anfechten bereits einen Treffer erzielt, da sein Gegner ungestüm nach vorne eilt, so gelingt ihm der Sieg auf An-Hieb.
  • „Zum Stich kommen“
    Ein Fechter kommt zum Stich, wenn der Gegner eine Blöße zeigt, oder durch Überwinden der gegnerischen Abwehr die Gelegenheit für einen Stich erhielt. Das Fechtbuch zu Schwert und Schild aus dem 14. Jahrhundert nannte das noch in Latein „zu einem Hieb kommen“. Heute kennen wir das nur noch im Kartenspiel.
  • „Das Messer zücken“ oder „blank ziehen“
    Ein Fechter zieht blank, wenn das Helle (blanc) des Stahls zu sehen ist. Dabei zuckt (zücken) seine Hand zum Messergriff. Das Blankziehen und Zücken war eine Drohung, die Waffe musste dabei noch nicht vollständig vom Leder gezogen sein. Der Ausdruck „blank seien“ stammt allerdings nicht vom Fechten, sondern von dem weißen Büßerhemd oder dem bleichen Leib eines Menschen, der alles verloren hat.
  • „Vom Leder ziehen“
    Ein Fechter zieht seine Waffe aus seiner mit Leder ummantelten Scheide. Nun steht unmittelbar ein Kampf bevor, es wird ein Hauen und Stechen geben.
  • „Ein Hauen und Stechen“
    Unkoordiniert und vor allem brutal ist ein Gefecht, indem man das Hauen und Stechen nicht mehr auseinanderhalten kann. Hier ist keine Kunst, sondern rohe Gewalt am Werk.
  • „Übers Ohr hauen“
    Gelingt dem Fechter ein besonders raffinierter Hieb, so kann er trotz der Abwehr dem Gegner eine blutende Wunde am Kopf zuführen. Die „höchste Blutrühr“ oberhalb der Ohren, die besonders im Dussakfechten mit einem dicken Tuch geschützt waren, erhielt einen besonderen Preis. Mehrere Berichte weisen daraufhin, dass die Fürsten für solch „rote Rosen“ einen Golddukaten auf den großen Fechtschulen zugesichert hatten.
  • „Verstoßen“ und „Regelverstoß“
    Auf er Fechtschule und im Übungsgefecht war das Stoßen (in den alten Fechtbüchern häufiger benutzt für das Stechen), mit den Waffen Langes Schwert, Dussak und Halbe Stange untersagt. Wer trotzdem stieß, verstieß gegen die Regeln.
  • „Jemanden einen Stich versetzen“ und umgekehrt „Das hat mir einen Stich versetzt“
    Das Stechen war aufgrund des hohen Verletzungsrisikos verboten. Es hieß auch „Der Hieb dem Freund, der Stich dem Feind.“ Ein Stich war eine unfaire verletzende Tat.
  • „Gewappnet sein“ und „wehrhaft sein“
    Ein Fechter ist gewappnet, wenn er seine Waffen mit sich führt. Er ist wehrhaft, wenn die Wehr (Waffe) an seinem Gürtel haftet.
  • “Jemanden anfallen” und “Jemanden überfallen”
    Da „Angriff die beste Verteidigung ist“, fällt der Fechter den Gegner in einem Angriff an. Dies heißt so, weil er in einem schnellen Fallschritt seitlich nach vorne kommt. Kann er damit seinen “Gegner überkommen” (ein weiterer Begriff, der die Lage der eigenen Klinge im Verhältnis zur gegnerischen beschreibt), so hat er ihn “überfallen”. Das “Überfallen” beschreibt also eine Fechtsituation, in dem der Gegner jemanden “überlegen” ist und ihn unvorbereitet trifft.
  • “Überraschen”
    Der Fechter folgt dem Lehrgedicht zum Fechten und ist hurtig und rasch beim Gegner und legt seine Klinge über der des Gegners mit seinem Vorschlag. Dieses Eilen zum Gegner nannte man im Mittelalter “raschen”. Davon ist heute nur noch “rasch” und “überraschen” übrig. Kann der Fechter durch seinen Schnelligkeit, einen Höhenvorteil gewinnen, so ist er dem Gegner “über” (wenn er ihn überwindet) und “überlegen” (wenn er die Klinge über die des Gegners bringt). Der Fechter hat den Gegner “überrascht”.
  • „Jemanden reinlegen“ und „auf etwas hereinfallen“
    Ein Fechter nimmt einen Leger ein. Dies ist eine Form der Hut, welche eine Bedrohung des Gegners vermittelt. Mit der Bedrohung ist zumeist eine mehr oder weniger festgelegte Bewegung zum Körper des Gegners als Vorhaben verbunden. Der Gegner versucht dies zu „unterbinden“.
  • Führt der Fechter allerdings von diesem Leger eine völlig andere Bewegung aus, hat er den Gegner reingelegt und dieser ist darauf hereingefallen. Das „hereinfallen“ stammt ursprünglich aus der jagdlichen Fallenstellerei, wurde jedoch schon vor unseren Fechtbüchern über Jahrtausende für militärische und fechterische Fallen ebenso verwendet. Eine rein fechterische Herkunft der Ausdrucksweise ist somit nicht zwingend.
  • „Jemanden eine Abfuhr erteilen“
    Ein Fechter besiegt einen Gegner, dass dieser tot oder schwer verletzt ist. Der Gegner muss auf einem Karren davongefahren werden. Er fuhr somit vom Kampfplatz ab.
  • „Pauken“ und „Pauker“
    Ein Fechter übt eine Bewegung immer wieder ein. Wie auf einer Trommel oder Pauke schlägt er immer wieder die selben Hiebe. Dieses Vorgehen nennt man Pauken und der Fechtboden hieß auch Paukboden. Ziel war und ist es, die Bewegung in das Körpergedächtnis zu bringen. Im Studentischen Fechten sind diese Begriffe auch heute noch üblich. Im Allgemeinen ist der Begriff für monotones Lernen und Lehrer.
  • „Jemanden die Klinge auf die Brust setzen“
    Kann der Fechter durch die Abwehr des Gegners gelingen und die eigene Klinge auf dessen Brust setzen, so gibt es zwei Auslegungen dazu. Die Klinge ist stumpf oder der Gegner ist gerüstet, so wird der Gegner weg geschoben. Die Klinge ist spitz, so wird die Brust durchbohrt. In jedem Fall ist Not am Mann, wenn die Klinge auf der Brust sitzt.
  • „Abhauen“
    Ein schlechter Fechter haut kräftig vor sich und läuft dabei zurück. Dadurch haut er jeden möglichen Angriff nieder, und zieht sich immer mehr vom Kampfgeschehen zurück. Legt der Gegner nicht wirklich wert auf einen Kampf und folgt, so kann der Fechter sich ungeschlagen vom Kampfplatz zurück ziehen. Er ist erfolgreich abgehauen. Aber auch gute Fechter sollten sich des Abhauens bemühen. Das heißt jedes Gefecht mit einem Rückzug und einem guten Hau beenden, damit ihnen der Gegner nicht folgt.
  • „Niedergeschlagen sein“
    Ein Fechter ist kein Boxer und wird nicht mit den Fäusten nieder geschlagen. Das wäre auch nicht im Wortsinn. Sondern jeder Angriff des Fechters wird durch einen kräftigen Hieb des Gegners nieder geschlagen. Es ist zum Verzweifeln, Nichts will gelingen.
  • „Spitz auf Knopf stellen“
    Wer sein Schwert mit der Spitze auf den Boden stellt, stellt es Spitz (der Ort) auf Knopf (der Knauf). Damit ist er alles andere als wehrhaft und macht es verkehrt.
  • „Mit etwas zu Rande kommen“
    Gelingt es einem Fechter die gegnerische Klinge am Rand des Schildes abzuwehren, dann kam er mit dem Angriff des Gegners gut zurecht. Denn er konnte nun seinem Gegner auf die Rechte Seite kommen, die nicht durch dessen Schild geschützt war.
  • „Außer Rand und Band“
    Ein Fechter versucht immer haptischen Kontakt mit dem Gegner aufzunehmen, wenn dieses nicht in unkoordiniertem Suchen endet. Dieser Kontakt findet Klinge an Klinge im Band oder Klinge and Schild am Rand statt. Hat ein Fechter weder Rand noch Band, so hat er keine haptischen Informationen vorliegen. Er muss sich rein auf seine Sicht verlassen.
  • „Etwas unterbinden“
    Ein Fechter überbindet die gegnerische Klinge, ist überlegen. Das Vorhaben des Gegners ist „unterbunden“, denn er ist nun der Unterlegene.
  • „Angriff ist die beste Verteidigung“
    Ein Fechter deckt den Gegner mit einem Schlaghagel von Angriffen ein, somit kann dieser nicht selber zu einem Angriff kommen. Die Angriffe waren somit die beste Verteidigung.
  • „Auf’s Kreuz legen“
    Der Ausdruck ist nicht nur im Ringen (das Fundament des mittelalterlichen Fechtens) sondern auch im Fechten mit der Kreuz-, Parierstange zu finden. Legte ein Fechter im Zweikampf seinen Gegner auf das Kreuz, so war er „am Boden“. Legte ein Fechter seinem Gegner die Hand auf die Kreuzstange, so war dieser leicht zu entwaffnen (reinzulegen, über das Ohr zu hauen).
  • „Am Boden sein“ und „am Boden zerstört sein“
    Ein Fechter zwingt durch eine Ringtechnik seinen Gegner am Boden. Dort kann er ihn durch einen Griff fixieren und halten, oder ihn zerstören und den Gnadenstoß versetzen. Beides ist in den Fechtbüchern ausführlich und mehrfach dokumentiert.
  • „Ins (offene) Messer laufen“
    Die Fechtbücher warnen davor, einfach nach vorne zu Laufen. Sie ermahnen die Fechter, immer zur Seite heraus zu treten, oder eine runde Laufbewegung zu machen. Dies dient dazu, nicht in die offene Klinge des Gegners zu laufen.
  • „Ins Leere laufen“
    Weicht der Fechter zurück oder besser noch aus, oder versetzt er die Klinge des Gegners abseits vom Körper, so läuft der Angriff ins Leere. Dieses Leere hatte eine doppelte Bedeutung. Zum einen, weil der Gegner eine Blöße angegriffen hat und diese durch die Abwesenheit (Leere) der Abwehr bestach; zum anderen, weil der Angriff dann ja nur die Luft traf.
  • „Entwaffnend“ oder „Entzücken(d)“
    Ein Fechter nimmt in einer gut durchgeführten Technik dem Gegner die Waffe. Dies muss nicht eine vollständige Entwaffnung sein, es kann auch völlig reichen, die Waffe festzuhalten. Oder es reicht auch, wie im Entzücken, das Ziehen der Waffe zu unterbinden. Der Gegner ist jedoch in seiner Kampfhandlung auf die Waffe fixiert und muss seine Schrecksekunde überwinden, bevor er agieren kann. Diesen Zustand der Hilflosigkeit, welcher eigentlich negativ besetzt war, wurde durch Galanterie in das Positive gewandelt.
  • „Mit dem Rücken zur Wand“
    Ein Fechter drängt durch einen Angriffshagel seinen Gegner rückwärts, bis dieser nicht weiter fliehen kann. Der Gegner steht mit dem Rücken zur Wand.
  • „Anstoß“ und „mit jemandem anstoßen“
    Es ist ein höfliches Ritual in einem freundschaftlichen Duell mit den Klingen gegeneinander zu schlagen, bevor man in das Gefecht geht. Aber auch in weniger freundlichen Kämpfen probiert man den Gegner gerne, indem man gegen die Klinge geht. Als das Stoßfechten im Rapier und Hofdegen das Hiebfechten verdrängte, wurde aus dem „Anhieb“ der „Anstoß“. Diesen führen wir immer noch aus, doch heute mit Getränken.
  • „Jemandem nichts ausschlagen können“ (auch „abschlagen“)
    Ein Fechter, der dem Gegner keinen Angriff nicht auch einen eigenen Hieb entgegen zu setzen weiß, kann dem Gegner nichts abschlagen. Er kann die immer wieder nach vorne kommende Klinge nicht ausschlagen und ist somit den Vorschlägen wehrlos ausgesetzt.
  • „Jemanden einen Streich spielen“
    Ein Fechter spielt einen anderem einen Streich, wenn er von der verabredeten Übung abweicht und etwas Unerwartetes schlägt. Dies negiert den Sinn der Übung und ist für den Übenden schlecht. Der Ausdruck findet auch sein Echo im besonders raffinierten Fechtspiel auf der Fechtschule, wenn der überlegene Fechter den anderen austrickst und das Publikum durch Gestik oder sonst ein Gebaren einweiht.
  • „Anschiss“ und auch „Verschissen haben“
    Ein Fechter ist in einem ritualisierten Duell, das keinerlei Zurückweichen erlaubt, wie manch Studentisches Fechten auch noch heute. Weicht er zurück, so hat er sein Gegner verfehlt. Der Fechter ist dem Vorschießen der Waffe entwichen, statt sie zu parieren. Er hat „verschissen“. Das Gefecht wird sofort durch die Sekundanten abgebrochen. Derjenige der „Schiss gehabt“ hat, lädt Schande auf sich.
  • „Das fuchst mich nicht an“
    Der Lungenfuchser war unter Duellanten ein gefürchteter Stich, da er die Lunge perforierte und dem Gegner die Luft nahm. Er konnte auch zum Tode führen. Zum Zeichen, dass man dies nicht fürchtete, verwendete man diesen Ausdruck, der als geflügeltes Wort in die Alltagssprache überging.
  • „Etwas absetzen“
    Dies ist dem „Versetzen“ weiter oben nicht unähnlich. Doch handelt es sich beim Absetzen in Unterschied zum „Versetzen“ nicht nur um das Verhindern des Treffens, sondern um das Unterbrechen der Handlung. Ein Fechter der Versetzt, lässt den Gegner ins Leere laufen. Ein Fechter der Absetzt, lässt den Gegner sein Vorhaben nicht zu Ende bringen.
  • „Einen Einwand haben“ oder „etwas einwenden“
    Ein Fechter wendet sich ein, wenn er die gegnerische Klinge zu seiner linken Seite durch eine Hüftdrehung mit der eigenen Klinge versetzt. Daraufhin kann er in die ungeschützte Mitte seines Gegners einlaufen und ihn mit einem Ringen auf das Kreuz legen. Der Einwand beendet also den Angriff des Gegners und zwingt diesen, die Situation neu zu beurteilen. Denn nun kann der Gegner derjenige sein, der ein Problem bekommt.
  • „Die Abwehr“
    Der Fechter wehrt einen Angriff ab. Dieser Ausdruck aus dem Fechten, der häufig im Ballsport wie Fußball verwendet wird, lässt ahnen, dass auch Fußball durchaus ein kämpferischer Sport ist.
  • „Den Zuschlag bekommen“
    Kann man als Fechter mit seinem Hieb den “Vorschlag” erfolgreich anbringen, so sollte der “Nachschlag” folgen, sofern es nicht “auf Anhieb gelingt”. Mit etwas Glück erhält man aber den Zuschlag (als Gottes Geschenk im Sinne des mittelalterlichen Weltbildes) und gewinnt.
  • „Eine Sache verhauen“ oder „sich verhauen“
    Will ein Fechter ein besonderes Stück fechten und sein Vorhaben scheitert an Pech oder seinem Unvermögen, die Hiebe richtig zu führen, so hat er sich verhauen.
  • „Daneben liegen“
    Meint ein Fechter, dass seine Hut bzw. sein Leger genau richtig positioniert ist, aber sein Gegner kann ohne großen Aufwand “einen Stich machen”, dann hat der Fechter daneben gelegen.
  • „sich Entscheiden“
    Zieht ein Fechter in einem Streit vom Leder, so hat er sich entschieden, die Waffe aus der Scheide gezogen, nun den Konflikt mit Waffengewalt weiter zu führen. Diese Handlung ist auch im Mittelalter strafbar. Wer zuerst die Waffe zückt und schließlich aus dem Scheide nimmt, beginnt den Kampf vor dem Gesetz.
  • „Etwas ist trefflich“ oder „ins Treffen geführt“
    Wenn etwas genau passt, dann ist es trefflich, dann hat der Fechter seine Waffe ins Treffen geführt.
  • „Säbelrasseln“
    Durch den Buckler oder andere Metallgegenstände machten manche Fechter, darunter auch gerne Studenten in den Städten, lautstark auf ihren Status als Bewaffnete aufmerksam. Diese durften nämlich Waffen führen.
  • “Einen Eindruck hinterlassen”
    Schlägt ein Fechter eine Delle in den Harnisch, so hat er einen Eindruck hinterlassen.
  • “Jemanden auf dem falschen Fuß erwischen”
    Ein Fechter erwischt seinen Gegner auf dem falschen Fuß, wenn dieser in seiner Fußarbeit fehlt. Dann hat der Gegner das Gewicht auf den falschen Bein und kann sich daher nicht dem Angriff entziehen.
  • “Sein blaues Wunder erleben”
    Wird ein Fechter übel verdroschen, so wird sein Körper wund vor lauter blauer Flecke. Er erlebt sein blaues Wunder. Der Ausdruck Wunder ist hier doppeldeutig.
  • “Abziehen” und “den Abzug machen”
    Ein Fechter sollte nicht nur den Angriff, die Technik, sondern auch den Abzug beachten. Das bedeutet, er soll sauber gedeckt und mit einem Hieb aus dem Kampfgeschehen abziehen.
  • “Im Ansatz erkennen”
    Ein Fechter erkennt schon im Ansatz erkennen, bevor sein Gegner bei ihm ansetzen kann, also ihn mit einem Stich bedroht. Oder anders rum, im Ansatz erkennen, woher der Angriff kommt, dadurch ansatzlos eine geeignete Absetz- und Stichbewegung einleiten.

Wir danken für ihre Beiträge an dem Artikel unseren Fechtfreunden: Daniel Burger, Thomas Bögle (Freifechter Augustini), Chris So, Jack Gassmann (Artes Certaminis), Stefan Merker (Indes), Mark Werner, Jürg Gassmann (Artes Certaminis), Alex Kiermeier (Ochs), Hans Byrtus, Andy Grohol (Ars Gladii), Jörg von Corva (Kron Los Angles), Per Magnus Haaland (Malmö Historical Fencing School), Thomas Prüwer (Stahlakademie), Friedrich Lehmann (Historisches Schwertfechten Nordhessen), Heiko Große (Cateran Society, Broadsword Acadamy), Yves Hoffmann, Hans Heim (Ochs), Georg Spitzlberger, Alexander Klenner (Zornhau), Alexander Klingelmayer (Historisches Fechten Baden), Charlie Age (HSG Schwertkunst), Jörg Bellinghausen, Siegbert Kreutzer, Torsten Schneyer (Stahlakedemie), Karl (Die Lange Schneyd). Unser besonderer Dank geht an Pjotr Frank (Wiener Fecht- und Ausdauersportrunde) für eine Vielzahl von Begriffen mit Erläuterungstexten.

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