Die Geschichtsschreibung ist männlich. Der größte Anteil der wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Geschichtsschreibung wurde durch Männer vorgenommen. Das gilt nicht nur für die Chronologien des Mittelalters und der Renaissance, sondern viel schwerwiegender für das 19. Und 20. Jahrhundert. Dem Gesellschaftsbild des deutschen Reiches ab dem 19. Jahrhundert war der männliche Kriegsheld und Kämpfer ein Wunschdenken, das auch die Geschichtsbücher prägte. Die Frau als Kriegerin entsprach nicht dem Leitbild und so trat der Mann als Heroe in den Vordergrund, heroische Frauen wurden bis auf wenige Ausnahmen nicht beachtet. Die Ausbildung eines Mannes als Soldat und Kanonenfutter war preiswert, da durch die Turnbewegung eine gewisse Kraft und Beweglichkeit vorhanden war, und echte Kampfkunst für den einfachen Soldaten nicht nötig war.

In Jahns “Deutscher Turnkunst”, dem Standardwerk der Turner, werden Mädchen und Frauen nicht ein einziges Mal erwähnt. Erst als in den 1830er Jahren, in der Zeit der “Turnsperre”, der gesundheitliche Wert der Leibesübungen einen neuen Stellenwert erhielt, wurden vereinzelt Turnkurse für Mädchen angeboten. 1842 wurden die Leibesübungen in Preußen “als ein notwendiger und unentbehrlicher Bestandteil der männlichen Erziehung förmlich anerkannt und in den Kreis der Volks-Erziehung aufgenommen”. Bis zum Ende der 1880er Jahre waren Frauen vom Turnen ausgeschlossen, danach konnten Mädchen in eingeschränktem Maße an Turnkursen teilnehmen (siehe dazu „Kopf oben, Beine unten und geschlossen. Frauen turnen sich frei“, herausgegeben 2001 von Diana Richter). Der Tenor: “Der Kampf gebührt dem Mann, der Natur des Weibes ist er wesensfremd.” (Karl Ritter von Halt, überzeugter Nazi, während und nach der NS-Zeit leitender Sportfunktionär) beherrschte den Sport und schloss Frauen sogar von der Leichtathletik aus. Erst die wirtschaftlichen Krisen durch Folgen der Weltkriege zwang die Männerwelt dazu, die Stärke der Frau als Leistungsträger der Gesellschaft anzuerkennen. Damit wurden auch olympische Disziplinen zugänglich. Doch es dauerte bis 2004 bis Frauen beim Ringen in Olympia antreten durften und bis 2012 bis eine Frau als Boxerin an den Olympischen Spielen teilnehmen durfte.

Dies prägt bis heute unser Gesellschaftsbild und die Geschichtsbücher und es wird Zeit, damit aufzuräumen. Unser Respekt gehört den Frauen, die mit oder ohne Waffe in der Hand dagegen ankämpften. Die Artikelserie zu Kriegerinnen und Kämpferinnen der Geschichte soll nicht dazu aufrufen, moderne Kriegswaffen zu ergreifen. Sie soll aufrufen, Kampfkunst zu erlernen.

Rohe Kraft wird mit Kunst überwunden. Dies ist ein Kernsatz der historischen Quellen zur Kampfkunst. Kunst bedarf den Willen zur Ausbildung auf der Seite der Lehrer und Lehrerinnen, sowie den Willen etwas zu lernen auf der Seite der Schüler und Schülerinnen. Ich will mit den historischen Beispielen hier zeigen, dass Frauen und Kampfkunst zusammen gehören. Ich finde es falsch, dass aktuell fast nur Männer in der Historischen Fechtkunst unterrichten.

BNF Arsenal 5229 Prophecies of Merlin

Agnes Hotot – Tochter und Ritter

Nicht immer haben wir eine exakte Lebensgeschichte unserer Kriegerinnen. Gerade wenn wir in die frühe Vergangenheit blicken, sind die Details verborgen. Trotzdem wollen wir nicht auf die besonderen Ereignisse verzichten, die das Leben für die Heldinnen der Geschichte bereithielt. Die folgende Geschichte eines Gerichtskampf ist daher gut bekannt, da sie das Wappen der Adligen Dudley… Weiterlesen →

Jeanne de Clisson, Jeanne de Belleville

Jeanne de Clisson, Piratin des 13. Jahrhunderts

Weibliche Piraten sind in Hollywood Filmen attraktiv, doch bis auf wenige Ausnahmen meist ihren männlichen Kollegen unterlegen. Warum eigentlich? Ein Schiff oder einen Säbel zu führen, ist bei weitem keine geschlechtsspezifische Fertigkeit. Die Geschichte lehrt uns, dass viele Frauen sehr erfolgreiche Piraten waren. In dem folgenden Artikel lernen wir eine extrem tapfere Kämpferin kennen. Ihr… Weiterlesen →

Jeanne de Montfort, Mutter und Heerführerin

Eine überaus bemerkenswerte Frau war Jeanne de Montfort (Johanna von Flandern, Jeanne de Flandre). Sie wurde Ende des 13. Jahrhunderts geboren. Ihr Widersacher war niemand anderes als Charles de Blois, der Herzog der Bretagne. Jeanne wird bis heute als bretonische Nationalheldin verehrt. Denn tief im Herzen sind die manche Bretonen immer noch keine Franzosen. Jeanne wurde… Weiterlesen →

Onorata Rodiana, Malerin und Söldnerführerin

Es mag unerwartet sein, dass wir unseren ersten Artikel über eine Kriegerin mit einem Mann beginnen. Doch nichts verdeutlicht mehr die Leistung eines Menschen als der Gegenspieler, der überwunden wurde. Cabrino Fondulo wurde um 1370 in der Kleinstadt Soncino, in der Provinz Cremona der Lombardei. In diesem Ort erhielt er im Alter von 16 Jahren… Weiterlesen →