Eine überaus bemerkenswerte Frau war Jeanne de Montfort (Johanna von Flandern, Jeanne de Flandre). Sie wurde Ende des 13. Jahrhunderts geboren. Ihr Widersacher war niemand anderes als Charles de Blois, der Herzog der Bretagne. Jeanne wird bis heute als bretonische Nationalheldin verehrt. Denn tief im Herzen sind die manche Bretonen immer noch keine Franzosen.

Jeanne wurde als die Tochter des Grafen von Nevers geboren. Sie heiratete im Alter von 34 Jahren  John von Montfort, der für sich selbst den Herzogtitel der Bretagne beanspruchte. Diesen Anspruch erhob er aufgrund seines Vaters Arthur II de Dreux. Dieser hatte zweimal geheiratet und sein ältester Sohn John III erbte das Herzogtum. Dieser blieb jedoch kinderlos. Seine Abscheu gegenüber seinem gleichnamigen Halbbruder drückte er aber dadurch aus, dass er lieber seine Schwester Jeanne de Dreux, genannt die Lahme, als Erbin berief. Diese heiratete Charle de Blois, der dabei auf den Herzogtitel schielte. Doch John III de Dreux versöhnte sich mit seinem Halbbruder und setzte ihn in seinem Testament als Nachfolger ein. Das Testament wurde von der Familie De Blois nicht anerkannt und somit entbrach der Bretonische Nachfolgekrieg. Dieser gliederte sich ein in den Hundertjährigen Krieg um die Herrschaft über Nordfrankreich zwischen den französischen und den englischen Königshäusern. Die Franzosen jubelten De Blois zu und die Engländer Montfort.

Da die Adligen Frankreichs eher auf der Seite der De Blois standen, schlugen Jeanne und John de Montfort schnell zu. Erfolgreich sammelten sie ihre Kräfte und setzen auf die Unterstützung der bretonischen Bürger. Bis August 1341 nahmen sie Nante, Rennes, Vannes ein und griffen sich den herzoglichen Schatz inklusive der Insignien in Limoges. Um ein Gegengewicht zu dem französischen Adel zu besitzen, schloss sich Montfort dem Englischen König Edward III an, der einen Anspruch auf den französischen Thron hatte. Doch Edward war an den Waffenstillstand gebunden, dessen Vertrag ihm vorerst nicht erlaubte, Montfort mit Truppen zu unterstützen.

Im September hatte Charles de Blois seine Armee zusammen: 5,000 französische Soldaten, 2,000 Söldner von Genua gedungen, und die Männer bretonischer Adligen. Er zog durch das Tal der Loire und schlug die in der gesamten Bretagne weit zerstreuten Männer Montforts in die Flucht. John de Montfort floh nach Nantes, die gegnerische Armee im Nacken. Die Bürger dort waren von der militärischen Leistung ihres neuen Schutzherren wenig begeistert und machten ihm das sehr deutlich. Sie setzten ihm eine Monatsfrist. Sollte er die kommende Belagerung nicht innerhalb eines Monats brechen, würden sie ihm sämtliche Unterstützung entziehen. Die französische Heeresführung tat alles, um die angegriffene Moral weiter zu brechen. Sie exekutierten Gefangene in Sichtweite der Stadt, brannte die Umgebung nieder, und drohte mit Grausamkeiten. Es kam wie es kommen musste, ohne finanzielle und moralische Unterstützung desertierten die Söldner und Anhänger. Nantes konnte nicht gehalten werden.

Der französische König Philipp VI beschloss den Nachfolgekrieg zu beenden und sicherte John de Montfort freies Geleit nach der Kapitulation in Nantes zu. Doch als Onkel von Charles de Blois hatte er andere Pläne und sperrte John in den Louvre. Nun sollte Charles ohne Probleme den Titel des Herzogs erhalten, und vorerst sah es so aus, als ob der Plan aufgehen würde. Nach und nach wechselten die bretonischen Städte und Adlige auf die Seite des französischen Adels. Doch sie hatten Jeanne de Montfort, Mutter zweier Kinder, Fürstin und Heerführerin, unterschätzt.

Jeanne rief ihren minderjährigen Sohn John IV de  als Anführer der Montforts aus, und musterte eine Armee. Mit dieser eroberte sie Redon und zog weiter nach Hennebont, um sich da zu verschanzen. Charles de Blois wenig erfreut, zog mit seinen Truppen vor die Stadt. Wie Nantes wollte er seine Gegner zermürben und aushungern. Doch Jeanne hatte ihren Vertrauten Amaury de Clisson nach England gesendet, um Edward III für sich zu gewinnen.

Charles de Blois Versuch, die Bürger Hennebonts zu demoralisieren, scheiterten am klugen und mutigen Handeln Jeannes. Sie selbst nahm die Waffen auf und führte Angriff über Angriff gegen die gegnerische Belagerung. Sie erkannte die taktischen Schwachstellen ihres Gegners und nutzte diese schamlos aus. Spektakulär setzte sie das Camp und die Vorräte der Belagerungstruppen in Flammen und erhielt daher ihren Beinamen „Jeanne de Flamme“. Die Truppen des Gegners sollten genauso hungern wie die Bürger der Stadt.

Bei einer der Ausfälle wurde ihr Rückzug abgeschnitten, und so ritt sie stattdessen von einer Abteilung der Gegner verfolgt auf Brest. Diese wechselten nach kurzem Scharmützel auf ihre Seite. Jeanne fand dort handfeste Unterstützung für ihre Sache. Mit Verstärkung besiegte sie ihre Verfolger und kehrte mit frischen Kämpfern und Vorräten zurück nach Hennebont. Dort hatte der Bischof von Leon seinen Einfluss geltend gemacht, um eine Kapitulation auszuhandeln. Doch wie auf das Stichwort kehrte Amaury de Clisson aus England mit froher Botschaft und Soldaten unter Sir Walter Manny zurück. Die Engländer verstärkten die Truppen in Hennebont. Nun war die Moral der Belagerungsarmee am Boden. Mit Jeannes militärischen und diplomatischen Erfolgen konnte Charles trotz der Überlegenheit nicht mithalten. Er zog ab, in der Absicht, die Moral der Truppe durch das Plündern anderer Orte zu heben. Auf der Rückkehr von diesem Raubzug wollte er Hennebont erneut angehen. Wieder lagen Truppen vor Hennebont und die Bevölkerung hungerte.

Die Seeschlacht

Mit der Sicherung der Häfen Brest und Hennebont wäre Jeanne in der Lage jederzeit Truppen aus England auszuschiffen. Doch dafür würde sie und ihr Sohn John selber bei Edward III vorstellig werden müssen. Sie nahm den Weg auf sich, ließ John in England, überzeugte Edward und kehrte auf einer gut ausgestatten englischen Flotte zurück. Doch auf dem Seeweg lauerte die spanische Flotte. Lois von Spanien, verbündet mit Charles de Blois, hatte diese ausgesendet. Würden die Spanier obsiegen, wäre Jeannes Sache verloren.

Erneut griff Jeanne nach Rüstung und ihrer Lieblingswaffe: eine zweihändig geführte Gleve. Der Chronist Froissart hebt ihr Kampfeswillen und ihren Mut hervor. Die Engländer obsiegten und landeten in der Nähe von Vannes. Jeanne eroberte die Stadt ohne nennenswerten Widerstand, zog vor Rennes und beendete die Belagerung von Hennebont.

Der kostspielige Krieg zwang Charles de Blois und Philipp von Frankreich, in Waffenstillstand einzuwilligen. 1343 wurde in Malestroit die Waffenruhe vereinbart, welche erneut die Engländer aus dem Land wies. Jeannes Ehemann kam aus der Gefangenschaft frei. Philipp und Charles warteten ab, bis die Engländer abgezogen waren und schlugen zu. In einem Handstreich ermordeten sie vierzehn bretonische Adlige. Der Krieg brach erneut aus.

Der Krieg lief zwei Jahre, als Jeannes Ehemann starb. Erneut wurde sie die Heerführerin im Namen ihres nun 6 Jahre alten Sohnes. Doch trotz ihrer früheren Erfolge auf dem Schlachtfeld, hatte Edward III von England andere Pläne. Ihre Kinder John und seine Schwester Joan waren zu treuen Mitgliedern des englischen Hofes herangewachsen und eine unabhängige Bretagne war nicht im Sinne des Monarchen. Er setze Jeanne unter Hausarrest in Tickhill Castle und schickte seine Warlords auf die Schiffe. Denen gelang 1347 ihren Erzfeind Charles de Blois in der Schlacht gefangen zu nehmen.

Jeannes Sohn John, genannt der Eroberer gewann das Herzogtum mit Hilfe der Engländer und sein Sohn konnte diese erben. Doch der Hundertjährige Krieg ging weiter. Sie selber kehrte angeblich nie in die Bretagne zurück. Sie soll 1372 in England gestorben sein


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