Nicht immer haben wir eine exakte Lebensgeschichte unserer Kriegerinnen. Gerade wenn wir in die frühe Vergangenheit blicken, sind die Details verborgen. Trotzdem wollen wir nicht auf die besonderen Ereignisse verzichten, die das Leben für die Heldinnen der Geschichte bereithielt. Die folgende Geschichte eines Gerichtskampf ist daher gut bekannt, da sie das Wappen der Adligen Dudley of Northamptonshire grundlegend änderte.

Richard, Earl of Dudley wird in manchen Quellen als Vater, in anderen Quellen als Ehemann von Agnes Hotot angegeben. Glaubhafter sind diejenigen, die Agnes als Ehefrau bezeichnen. Diese geben ihren vollen Namen mit Joane Agnes Hotot an, Tochter von Robert Hotot. Sie wurde um 1378 geboren. Die Familie stammte, wie nicht wenige englische Adlige aus der Normandie. Es ist nicht klar, ob sie in der Normandie oder in England aufwuchs. Sie heiratete Richard Dudley 1395.

Der Kampf um das Land

Fünf Jahre vor ihrer Hochzeit geriet ihr Vater Robert Hotot in einen Streit mit der Familie Ringsdale, betreffend dem Besitz eines Stück Landes. Dies war kein seltener Fall, da das Erbrecht und Landrecht ziemlich komplex war und selten Schriftstücke über Besitztum vorhanden waren. Die Englische Gesetzgebung sah vor, dass ein solcher Streit in einem gerichtlichen Zweikampf ausgetragen werden kann. Ziel dieses Gesetzes war die Verhinderung von langen Clan-Streitigkeiten und größerem Blutvergießen. Zudem sollte der Meineid durch die Konsequenz eines Kampfes um Leben und Tod bedroht werden. Leider nahmen doch manche kampfkräftige Ritter diese Gesetze zum Anlass, sich mit der Methode des Stärkeren Land anzueignen.

Für einen solchen Gerichtskampf sah das Gesetzt je nach Stand einen Kolbenkampf oder ein ritterliches Duell vor. Im Kolbenkampf hatten die Streitenden nur ein dünnes Bußgewand an, ein Schild zum Schutz und schlugen mit schweren Holzkeulen oder Hämmern aufeinander ein. Im ritterlichen Duell trug man Panzer und kämpfte mit Lanze, Schwert und Schild. Den Standesunterschied sah man auch in den Konsequenzen. Der normale freie Mann wurde wegen Meineid bestraft und oft gehängt, sofern er nicht im Kampf verstarb. Der Adlige, überlebte er den Kampf, verlor nur Land und was er auf den Kampfplatz mitbrachte.

Die Kosten des Gerichtsverfahrens

Ein solcher Kampf war aufwändig. Es musste die Genehmigung vom König eingeholt werden. Fristen mussten eingehalten werden. Dann wurde ein Tag angesetzt, an dem die Streitsache entschieden würde. Erschien eine Partei nicht zum Kampf, war die Sache für sie verloren. Allerdings behielt sie das Leben und das Geld für die Ausrüstung zu einem solchen Kampf. Die Kosten waren nicht zu vernachlässigen. Es mussten Fechtmeister, Juristen und Kampfzeugen gemietet werden. Ein Pferd und die Ausrüstung waren aufzubringen. Die Kosten für den Kampfplatz hatte ebenfalls der Verlierer zu tragen. Fehlzubleiben und das rechtzeitig bekannt zu geben, war also durchaus gute eine Option.

Doch Robert Hotot willigte in den Kampf mit dem Streiter von Ringsdale ein. Ein Kampftag und ein Ort wurden bestimmt. Der Ort wurde vorbereitet. Alle Kosten bereits aufgebracht. Den Kampf zu verlieren würde herbe Verluste für die Familie bedeuten. Nicht gering muss daher das Entsetzen gewesen sein, als Robert schwer erkrankte. Eine Teilnahme am Kampf war undenkbar.

Der Kampf

Agnes Hotot war geübt in Reitkünsten und dem Umgang mit Lanze, Schild und Schwert. Sie wappnete sich in ihres Vaters Rüstung, bestieg das Streitross und zog für ihren Vater in die Arena. Der Kampf soll lang und heftig gewesen sein. Mehrere Runden lang, ritten die Streitenden gegeneinander an. Doch schließlich gelang es Agnes, den Streiter von Ringsdale aus dem Sattel zu stoßen. Durch den Sturz unfähig weiter zu streiten, musste er sich ihrer ergeben, oder das Leben lassen.

Familienwappen DudleyAgnes hob ihr Visier und ließ die langen Haare aus dem Helm gleiten. Nun erkannten alle, wer das Haus Hotot verteidigt hatte.

Diese Legende formte das Wappen der Dudley aus Nothamptonshire in der Familie der Clapton. Sie trugen über dem Wappenschild der Dudleys eine gräfliche Krone. Darin war ein in ein Turnierhelm gepanzerter Frauenkopf, dem die langen Haare aus dem Helm fielen. Das darunter stehende Motto „Galea spes salutis“. Das abgebildete Wappen mag wohl eher aus der Fantasie des Autors Mark Antony Lower aus dem 19. Jahrhundert stammen. Sexismus ist keine Erfindung des 20. Jahrhunderts.

Quellen:

The Curiosities of Heraldry, Mark Antony Lower, 1844
The General Armory of England, Scotland, Ireland, and Wales, Bernhard Burke, 186


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