Die Diskussion über denn Sinn des sportlichen Wettkampfs um Ruhm mit Medaillen und Titeln in der Kampfkunst ist weder neu, noch vollständig auflösbar. Wir wollen uns den Spaß gönnen, den historischen Diskussionsstand aus dem 14. Jahrhundert anhand des Liedgedichtes “Kloster der Minne” aus der Handschrift Cod. Donaueschingen 104 (um 1433). Im Gedicht sieht der Protagonist ein Turnier zusammen mit einer Bekannten an. Er vertritt die Meinung, dass Turniere hart und brutal sein sollen. Denn dann würde der Sieger Ruhm und die Gunst der Frauen erringen. Die Bekannte jedoch widerspricht. Turniere seien dazu da, dass man im Wettbewerb die Künste übt, die für die Verteidigung von Haus und Ehre notwendig sind. Männer, die für die Ehre und Gust der Frauen im Turnier kämpfen würden, hätten den Sinn des Turniers nicht verstanden.

Übertragung

Wir habe die wesentlichen Stellen hier locker in das modernere Deutsch im Sinn übertragen. Die Transkription der Handschrift herausgegeben von Josef von Laßberg im Jahr 1822 findet sich darunter.

Der Protagonist zu seiner Bekannten:
“Ihr seht zu allen Zeiten gerne Turniere und Stechen, in denen Beine brechen, Rücken und Arme krachen und solche Sachen. Das tut Leib und Herzen weh.
So manch ein Mann muss vor seiner Zeit sterben, um die Gunst der Jungfrauen zu erwerben. Er tut (anderen) weh an Leib und Seele und braucht doch auch noch Glück dabei, sonst ist die ganze Mühe vergeblich.”

Die Bekannte antwortet:
“Du dummer Mann! Was ich dir wohl sagen kann, was dir nicht klar ist: Der Sport ist darum erdacht worden, in alten Zeiten genau wie heute, damit junge Ritter und Knechte lernen zu reiten, und damit sie ihrem Stand gemäß, das tun was die Not gebietet. Wenn einer sie darum bittet, zu stürmen und zu streiten. Wer nicht geübt ist, wird am Ungewohnten leiden, er wüsste sich nicht zu bewegen.

Es passiert leicht während ein paar Jahren, dass man in ein Gefecht gerät. Wer ungeübt ins Fechten kommt, wird schnell ermüden, so dass er sich kaum noch rühren kann.”

Transkription

Jr secht ze allen zitten
gern Turnieren vnd stechen
Da müssen bain zerbrechen
Mit sölichen sachen
Musz ruck vnd arm krachen
Daz tut lib vnd hertzen we
Vnd dazmanig man defter E
Musz siner zit ersterben
Durch daz er mug erwerben
Gunst der rainen wiben
Er tut we sel vnd liben
Daunocht lit ez an gelückes rad
Das muss jm machen weg vnd phatt
Ald dü arbeit ist verlorn
Min gespil sprach mir ist zorn
An dich vil tumben man
Als ich dir wol gesagen kan
Wer daz es dir nicht versmacht
Der schimpf ist dar vmb erdacht
Hie vor by alten zitten
Das man lere ritten
Jung ritter vnd knecht
Vnd das sy irem wappem recht
Könden thun so ez jn not beschäch
Vnd man dez sich versäch
Ze stürmen vnd stritten
Solt ainer als lange bitten
Daz er sich nit wappent E
So tät im die vngewonhait we

Er könd nit gebaren
Ez geschicht licht ze zechen jaren
Das man ettwan kom ainest vicht
Ob im ze vächtent dann beschicht
So wär er ain müder man
Daz er sich nit gerüren kan