Joachim Meyers Fechtlehre für den langen Spieß besitzt sechs und ein halbe Hut. Das ist eine ungewöhnliche Zahl und benötigt etwas Erläuterung.

Eine Stangenwaffe besitzt zwei Enden, die ohne Spitze gleichwertig sind und beide „Ort“ genannt werden. Der vordere Ort wird oft mit einer Spitze versehen und ist grundsätzlich das Ende, mit dem gestochen wird. Der hintere Ort wird bei ernsthaften Waffen mit einem ehernen Schuh versehen, der ebenfalls eine – wenn auch kleinere – Spitze besitzen kann. Die rechte Hand hält bei den sechs Huten den hinteren Ort des langen Spießes.

Bei allen Huten ist das linke Bein vorne, wohl gebeugt, das rechte Bein gestreckt. Der linke Fuß zeigt auf den Gegner, der hintere Fuß zeigt zur Seite, ja sogar manchmal leicht nach hinten.

  1. Erste Oberhut (zum Schlag) Die rechte Hand ist an der rechten Weiche, Ort über Gegners Kopf, der Schlag geht vor allem gegen Gegners vordere linke Hand in dem langen Spieß.
  2. Mittelhut oder gerade Versatzung Die rechte Hand an der rechten Weiche, Ort zu Gegners Gesicht.
  3. Alber/ Ober oder Nebenhut Die rechte Hand an der rechten Weiche, Ort am Boden
  4. Zweite Oberhut (auf der linken Schulter) Die rechte Hand neben der rechten Schulter, der lange Spieß wird mit beiden Händen gegriffen und liegt zusätzlich auf der linken Schulter auf, Ort zu Gegners Gesicht
  5. Unterhut auf fürgesetztem Knie Die rchte Hand an der rechten Weiche, der lange Spieß wird mit beiden Händen gegriffen und liegt zusätzlich vor dem linken Knie auf dem linken Oberschenkel, Ort zu Gegners Gesicht
  6. Dempfhut Die rechte Hand am rechten Oberschenkel innen, linke Hand greift so weit möglich in die lange Stange vor, Ort über Gegners Kopf

Dann gibt es noch eine weitere Hut, die sechseinhalbste Hut: Die Feldhut. Bei der Feldhut greift man den langen Spieß mit beiden Händen in der Mitte des langen Spießes, um mit beiden Örtern fechten zu können. Dies ist dieselbe Hut wie im langen Schwert im Halbschwert. Wenn man so will also “Halbspieß”. Der Ort zeigt zu Gegners Gesicht. Diese Hut ist vor allem für den Kampf im Gewalthaufen wichtig, also im Krieg oder Feldzug. Die ersten sechs Huten werden immer mit einem Stich enden. Die sechs und einhalbste Hut endet oft mit einem Einlaufen und Schlag mit dem hinteren Ort – der hintere Ort wird dabei von der Seite den Gegner treffen und einen halbmondförmigen Abdruck erzeugen.

Die Ähnlichkeiten zu Asiatischen Langstock Formen ist erstaunlich. Sechs und einhalb Punkte Langstock wird der Langstock im Ving Tsun genannt, weil die ersten sechs Stiche sind, der sechs und einhalbste einen halbmondförmigen Abdruck erzeugt. Wir vermeiden hier jedoch weitere Spekulationen. Es wäre jedoch auch nachlässig die Ähnlichkeit zu ignorieren.

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